Regionaler Verkauf mit dem Eierautomat

Modernes Konzept, innovative Verkaufsstrategie und viel Geduld:
Unser Kunde Andreas Schießl berichtet im Interview über seine Neuausrichtung mit Mobilstall, Eierautomat und Ferienwohnungen

Wer ganz tief hineinschauen möchte in das Herz der deutschen Landwirtschaft, der sollte einmal mit einem Quereinsteiger reden. Ein Phänomen, das mir bereits während meiner Studienzeit aufgefallen ist. Die besten Geschichten erzählten immer die, die selbst nicht in diese Welt hineingeboren wurden. Vielleicht weil sie den Neustart als Bauer anders wahrnehmen als die, die auf einem bäuerlichen Betrieb aufgewachsen sind.

Agrar-Quereinsteiger sind Menschen, die sich trotz des Drucks der Discounter, Milchpreiskrise und Negativschlagzeilen ganz bewusst für den Beruf Landwirt entschieden haben. Zu Anfang stehen sie ohne Hof, ohne Land und manchmal sogar ohne Praxiserfahrung da. Dafür aber mit großen Zielen und unverrückbaren Idealen. Das erfordert nicht nur Mut. Wer so ein Wagnis eingeht, der braucht neben einem guten Businessplan auch eine hohe Lernfähigkeit sowie eine problemlösende Denkweise. In der Landwirtschaft kann sich jede noch so kleine Komplikation – von der kränklich wirkenden Kuh bis zum Pilzbefall im Getreide – in einer Abwärtsspirale zur existenziellen Krise ausweiten. Schnelles Handeln und Knowhow sind dann gefragt.wir

Neustart mit veränderter Betriebsausrichtung

Einer, der genau diese Eigenschaften erfüllt, ist mein Gesprächspartner Andreas Schießl aus Oberostendorf in Bayern. Schlechtere Zeiten, um den Mischbetrieb mit 50 Milchkühen der Schwiegereltern zu übernehmen, hätte sich der universal ausgebildete Landwirt, der auch noch gelernter Koch und Maurer ist, gar nicht aussuchen können. Die Preise sind im Keller, die EU schafft es nicht, eine funktionierende Milchpolitik vorzustellen, überall stehen Milchbetriebe vor der Entscheidung: Kredite aufnehmen und groß erweitern oder hinschmeißen. Von Anfang an war dem gut gelaunten Allgäuer deshalb klar, dass er für den Hof ein innovatives Konzept braucht, um langfristig seine kleine Familie damit ernähren zu können.

Ausgangslage des Krämooshofes waren 60 Hektar, davon 14 ha Wald, 16 ha Acker sowie 25 ha Grünland. Das Ehepaar übernahm die Landwirtschaft vor etwa vier Jahren. Erster Schritt in der neuen Karriere war für den Junglandwirt eine weitere Ausbildung. Dazu sagt er: „Mir war das durchaus bewusst, dass man als Landwirt Unternehmer ist. Das kenne ich aus dem Baugeschäft meines Vaters mit 16 Mitarbeitern. Man muss Verantwortung übernehmen für Mitarbeiter und Tiere. Deshalb habe ich mich entschlossen, die Technikerschule zu besuchen.“ Seit dem Abschluss 2013 – Schießl betont, dass die Doppelbelastung mit Betriebsführung und Schule nur mit massiver Unterstützung durch die Schwiegereltern möglich war – ist er Vollzeitlandwirt und feilt an der Zukunft des Hofes. Mit Anfang 30 war dem Ehepaar nämlich bewusst: „So kann es nicht weitergehen. Mit 50 Kühen sind wir als Betrieb ein Auslaufmodell.“ Dass diese bittere Erkenntnis auch einem engagierten Tierhalter mit einem Top-Management, Leistungen des Fleckviehs von über 9000 Litern, sehr niedrigen Kälberverlusten und Remontierungsraten von 20 Prozent zwangsläufig kommt, zeigt deutlich die missliche Lage der Milchproduzenten im ganzen Land. „Man stellt ein hochwertiges Produkt her, man betreut jeden Tag die Tiere, macht keinen Urlaub – und das wird überhaupt nicht mehr wertgeschätzt“, sagt der Landwirt dazu.

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Ein Nebenerwerb mit Ferienwohnungen bot sich in der malerischen Alleinlage an, doch dies allein kann einen tierhaltenden Betrieb nicht über Wasser halten. Nach intensiven Recherchen entschied sich die Familie Schießl deshalb für die Direktvermarktung von Eiern als neues Herzstück des Hofs. Hauptaugenmerk sollte dabei von Anfang an auf Regionalität liegen. Eigenes Futtergetreide, Deckung der Eiweißversorgung über lokal produziertes Soja und Direktverkauf an den Endkunden. Denn eines ist für den konventionell arbeitenden Bauern klar: „Regional ist das neue Bio.“

Im Sommer 2016 war der Entschluss gefasst, die Legehennen im Hühnermobil der Firma Stallbau Weiland aus Hessen unterzubringen. Das flexible Stallkonzept bietet artgerechte Haltung bei idealen Möglichkeiten für ein gutes Tiermanagement. Nachdem der Stall bestellt war, hatte die Familie vier Monate Zeit, um die neu anlaufende Direktvermarktung zu organisieren.

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Die Wahl fiel auf den Vertrieb über einen Verkaufsautomaten der Firma Bischof, die spezielle Modelle für frische und verderbliche Waren baut. Diese lagern im Automaten bei optimalen Temperaturen und sind dennoch sichtbar wie in einem Schaufenster. Der Einkauf läuft ähnlich ab wie an einem klassischen Snackautomaten, indem Kunden Geld einwerfen und dann ihr gewünschtes Produkt per Tastendruck wählen.index

Automatenverkauf als Lösung für ländlich gelegenen Hof

Als einziges Hindernis, erklärte Andreas Schießl, gab es nur noch die abgelegene Lage des Hofes. Das Ehepaar und der zuständigen Verkaufsberater des Automatenherstellers waren sich einig, dass sich hier nur selten Laufkundschaft hin verirren würde. So entwickelte sich die Idee vom „Eier-Haisla“ (für Norddeutsche: Eier-Häuschen), das zentral und mit guten Parkmöglichkeiten in der Nähe als zukünftiger Verkaufspunkt dienen sollte. Das urige Haisla im Hüttenstil liegt heute verkehrsgünstig neben einem Supermarkt, der Post und einem Heimwerkermarkt. Das macht es den Kunden leicht, die täglichen Besorgungen mit dem schnellen Eierkauf am Automaten zu verbinden. Den Fahrweg nimmt Schießl seiner Kundschaft somit ab und bringt sein Produkt direkt an einen Ort, an dem die Menschen ohnehin regelmäßig einkaufen.

Dass Andreas Schießl einer ist, der einen Plan bis zum Ende denkt, lässt sich am rundherum durchdachten Corporate-Marketing des Hofes erkennen. In Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Agentur-spiel-t-raum entwickelten die Schießls ein einprägsames, homogenes Design samt Schriften, Logo und Farben. Vom Etikett auf der Eierschachtel, für das der Druckservice von eierschachteln.de genutzt wird, über die Internetpräsenz bis hin zum Gewinnspiel in der örtlichen Zeitung – auf allem prangt die neu erschaffene Marke. Immer integriert: Das selbst erdachte Konzept vom hofeigenen Glück. Bisher können Kunden und Gäste ihr Stück vom Glück in Form eines Ferienaufenthaltes oder eben als Glücksei am Automaten erwerben. Warum das Ei vom Krämooshof Glücksei heißt, erklärte mir Bauer Schießl mit dem Motto des Betriebes, dem Landwirt-Henne-Ei-Prinzip: „Geht es dem Landwirt gut, geht es den Hennen gut – dann geht es auch den Eiern gut.“ Eine Aussage, die verdeutlicht, dass die Familie den ursprünglichen Kreislauf der Landwirtschaft, die nicht nur hochwertige Produkte für die Konsumenten bereitstellen soll, sondern auch die Bauernfamilie selbst versorgt, verinnerlicht hat und danach lebt. Für die Zukunft lässt das durchdachte Marketingkonzept Raum für neue Projekte oder Angebote, die sich das Ehepaar Schießl sicher noch ausdenken wird.

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Kunden nehmen Eiautomaten gut an

In einer Welt, in der Verbraucher zwischen abgepackten Fleischwurstscheiben beim Discounter und gut abgehangenen Edelsteaks vom Weiderind aus der Region beim Fleischer des Vertrauens entscheiden können, spalten sich Konsumenten immer stärker in zwei verschiedene Gruppen auf: Der billig und anonym konsumierende Discounterkunde und der bewusste Genießer, der gerne auch mal im Laden oder beim Bauern nach der Herkunft der Tiere fragt. Ich wollte wissen, wie in dieses Bild ein hochwertig erzeugtes Produkt passt, das an einem Automaten verkauft wird und wie Kunden darauf reagieren. Und tatsächlich, so Schießl, sprachen ihn manche Menschen zunächst an, bevor sie das Angebot nutzten. Die einen hätten Angst, die Hühnereier würden bei extremen Witterungen im Automaten verderben, andere hätten schlicht und einfach Berührungsängste. Bei seinen regelmäßigen Besuchen zum Nachfüllen des Automaten lernt der Landwirt so immer mehr seiner Kundschaft kennen. Fast kein Tag vergehe, an dem er kein Feedback bekäme. So kann er Bedenken ausräumen und hört die Geschichten rund um den Eierkauf am Automaten.IMG_6996

Auf meine Frage nach witzigen oder denkwürdigen Ereignissen rund um den Eiautomaten erzählte Bauer Schießl, dass es die Menschen aus der Gegend stolz mache, ihre Eier – als regional produziertes Lebensmittel – über so einen modernen Verkaufsweg einkaufen zu können. Die Leute freuten sich, dass ein ortsansässiger Landwirt etwas Neues anböte und sprächen ihn auch regelmäßig darauf an. Vielleicht fühlt sich so das Einkaufserlebnis in einer abgelegenen Region urbaner an. Wie ein Stück Zukunft. Das zeigt auch die Geschichte eines Kunden, der offen zugab, nur sehr ungern Besorgungen und Einkäufe für seine Frau zu erledigen. Für Abhilfe sorge der Eiautomat, dessen neuartige Technologie den Kunden auch die anderen Aufgaben mit Freude abarbeiten ließe, solange die Ehefrau den Einkaufszettel nur um das Wort „Eier“ ergänze.

Für die Zukunft malt Landwirt Andreas Schießl ein klares Bild: Er wolle mehr Kundennähe aufbauen, beispielsweise durch ein Hoffest, das sofort geplant würde, wenn das aktuell geltende Aufstallungsgebot aufgehoben sei. Zudem steht eine Erweiterung an, von aktuell 250 Hennen in einem Mobilstall stockt er auf 500 Tiere und einen zweiten Stall auf. So möchte er seinen Automaten besser auslasten. Die Ergänzung um einen zweiten Verkaufspunkt schließt er für die Zukunft auch nicht aus, möchte aber noch abwarten.

Wir bedanken uns im Namen des Teams von eierschachteln.de bei Andreas Schießl dafür, dass er sich Zeit für unser Gespräch genommen hat und wünschen ihm und seiner Familie für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg.

Das Interview führte Dipl. Ing. agr Maria Wildt.

Weitere Informationen zu unserem Kunden Krämooshof


 

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1 Kommentar zu „Regionaler Verkauf mit dem Eierautomat

  1. Hans-Jürgen Stark Fuchstal- Asch
    War mal bei ihnen Herr Schiesl.
    In Leeder ist der Automat leer.
    Schade wollte Eier holen. Bitte auffüllen.Danke Herzliche Grüße

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